Hemophilie und Impfungen - Was Sie als Betroffener wissen müssen

Hemophilie und Impfungen - Was Sie als Betroffener wissen müssen Okt, 24 2025

Wichtige Punkte

  • Menschen mit Hämophilie können die meisten Standardimpfungen erhalten - mit leichter Anpassung.
  • Lebendimpfstoffe erfordern besondere Vorsicht; Totimpfstoffe sind in der Regel sicher.
  • Klare Absprache mit dem Hämatologen reduziert das Risiko von Nachblutungen.
  • Nach einer Impfung sollten Sie die Einstichstelle genau beobachten und bei ungewöhnlicher Blutung sofort ärztlichen Rat holen.
  • Ein Impfpass, der Ihre Gerinnungsfaktor‑Therapie dokumentiert, erleichtert die Kommunikation mit dem medizinischen Personal.

Was ist Hämophilie?

Hämophilie ist eine Blutgerinnungsstörung bei der das Blut nicht richtig gerinnt. Die häufigsten Formen, Hämophilie A und B, beruhen auf einem Mangel an den Gerinnungsfaktoren Faktor VIII bzw. Faktor IX. Ohne ausreichende Menge dieser Faktoren kann bereits ein kleiner Schnitt zu einer dauerhaften Blutung führen.

Die Therapie besteht meist aus einer Faktor‑VIII‑Ergänzungstherapie, bei der fehlender Faktor synthetisch oder aus Spenderplasma zugeführt wird. Moderne Prophylaxe‑Pläne reduzieren das Risiko von spontanen Blutungen erheblich, erfordern aber eine enge Abstimmung mit dem behandelnden Hämatologen.

Wie funktionieren Impfungen?

Impfungen trainieren das Immunsystem, indem ihnen ein harmloser Teil des Erregers - das Antigen - präsentiert wird. Der Körper lernt, Antikörper zu bilden, die bei einer echten Infektion schnell reagieren. Impfstoffe gibt es in zwei Hauptformen: Lebendimpfstoffe enthalten abgeschwächte, aber infektiöse Keime, während Totimpfstoffe (inaktivierte Impfstoffe) nur ruinierte Partikel oder Proteinfragmente liefern.

Die Injektion erfolgt meist subkutan oder intramuskulär. Bei Menschen mit Hämophilie ist die Wahl der Einstichstelle und die Druckausübung nach der Injektion besonders wichtig, um Nachblutungen zu vermeiden.

Nahaufnahme der Injektion mit feiner Nadel, Druckverband und funkelnden magischen Effekten.

Sicherheitsaspekte von Impfungen bei Hämophilie

Die meisten Impfungen gelten als sicher, weil das injizierte Volumen sehr gering ist und das Risiko einer signifikanten Blutung minimal bleibt, solange die richtige Technik angewendet wird. Dennoch gibt es drei zentrale Punkte, die Betroffene beachten sollten:

  1. Lebendimpfstoffe - wegen des potenziellen Risikos einer begrenzten Infektion sollten sie nur nach Rücksprache mit dem Hämatologen verabreicht werden. Beispiele sind Masern‑Mumps‑Röteln (MMR) und Gelbfieber.
  2. Injektionstechnik - ein kurzer, fester Druck nach der Verabreichung (ca. 2-5 Minuten) reduziert das Eindringen von Blut in das Gewebe. Einige Ärzte empfehlen die Verwendung einer feinen Nadel (25‑27 G).
  3. Gerinnungsfaktor‑Abdeckung - bei geplanten Impfungen kann ein kurzer Aufstockungsschub des fehlenden Faktors (z. B. 30 U kg‑1 Faktor VIII) das Blutungsrisiko weiter senken.

Empfohlene Impfungen - Was ist besonders zu beachten?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für alle Personen, unabhängig von Hämophilie, die Standardimpfungen. Für Betroffene ergeben sich jedoch folgende Sonderregelungen:

Lebend‑ vs. Totimpfstoffe - Sicherheit bei Hämophilie
ImpfstofftypBeispielBeratung nötig?Typische Vorsichtsmaßnahme
LebendimpfstoffMMR, Varizellen, GelbfieberJaFaktor‑VIII‑Boost 24 h vor und nach Impfung
TotimpfstoffCOVID‑19, Influenza, Diphtherie‑Tetanus‑Pertussis (DTaP)Nein (üblich)Standard‑Druck nach Injektion

Bei saisonaler Grippeimpfung und den COVID‑19‑Booster­impfungen (beide Totimpfstoffe) gibt es keinen zusätzlichen Blutungs‑ oder Infektionsrisiko. Lieber frühzeitig einen Termin beim Hausarzt oder der Praxis vereinbaren, damit das Personal Zeit für die angepasste Injektionstechnik hat.

Vorbereitung auf den Impftermin

Eine gute Vorbereitung reduziert Stress und mögliche Komplikationen:

  • Impfpass aktualisieren - notieren Sie Ihren aktuellen Faktor‑VIII‑Spiegel und die letzte Prophylaxedosis.
  • Medikamenten‑Check - informieren Sie das Impfteam über Ihre aktuelle Therapie (z. B. Emicizumab, Desmopressin).
  • Faktor‑Boost planen - sprechen Sie mit Ihrem Hämatologen, ob ein kurzer Aufstockungs­shot sinnvoll ist (typischerweise 30‑60 U kg‑1 24 h vor Impfung).
  • Kompressionsmittel bereithalten - ein sauberes Verbandtuch und ein Druckverband können sofort nach der Injektion angelegt werden.

Nach der Impfung sollten Sie die Einstichstelle mindestens 5 Minuten mit Druck beobachten. Leichte Rötungen sind normal, aber anhaltende Blutungen >10 Minuten, Schwellungen oder Schmerzen sollten sofort gemeldet werden.

Fröhliche Patientin verlässt die Klinik, hält glänzenden Impfpass und wirkt geschützt.

Was tun bei Nachblutungen?

Wenn nach der Impfung Blut aus der Einstichstelle austritt, gehen Sie wie folgt vor:

  1. Setzen Sie sofort Druck aus - ein sauberes Tuch, fest auf die Stelle drücken.
  2. Falls kein Stopp in 10 Minuten, kontaktieren Sie Ihren Hämatologen.
  3. Eine kurze Dosis von Faktor VIII (z. B. 20 U kg‑1) kann die Blutung schnell stoppen.
  4. Bei starken Blutungen oder Ausbreitung in das Muskelgewebe sollte ein Notarzt gerufen werden.

Die meisten Fälle lassen sich jedoch durch den vorab eingeleiteten Druck und die korrekte Faktor‑Boost‑Strategie vermeiden.

Häufige Fragen (FAQ)

Kann ich alle Impfungen wie ein gesunder Mensch erhalten?

Ja, fast alle Standardimpfungen sind sicher. Lebendimpfstoffe sollten jedoch vorher mit dem Hämatologen besprochen werden.

Muss ich vor jeder Impfung einen Faktor‑Boost erhalten?

Nicht immer. Bei Totimpfstoffen reicht in der Regel die übliche Prophylaxe. Bei Lebendimpfstoffen oder wenn das Blutungsrisiko besonders hoch ist, wird häufig ein kurzer Boost empfohlen.

Wie erkenne ich eine gefährliche Nachblutung?

Wenn die Blutung länger als 10 Minuten anhält, stark schäumt, oder sich Schwellungen ausbreiten, sollten Sie sofort ärztliche Hilfe suchen.

Sind COVID‑19‑Impfungen bei Hämophilie kontraindiziert?

Nein. COVID‑19‑Impfstoffe sind Totimpfstoffe bzw. mRNA‑Impfungen, die kein erhöhtes Blutungsrisiko darstellen.

Wie kann ich meinem Hausarzt die nötigen Informationen schnell geben?

Ein aktueller Impfpass, der Ihren Faktor‑VIII‑Status und Ihre prophylaktische Medikation enthält, ist ideal. Ein kurzes Begleitschreiben vom Hämatologen hilft ebenfalls.

Fazit für den Alltag

Mit der richtigen Vorbereitung und offener Kommunikation können Menschen mit Hämophilie nahezu alle empfohlenen Impfungen erhalten, ohne das Blutungsrisiko zu erhöhen. Denken Sie an den Impfpass, planen Sie ggf. einen Faktor‑Boost und achten Sie nach der Spritze auf die Einstichstelle. So bleiben Sie geschützt und können gleichzeitig sicherstellen, dass Ihre Gerinnungsstörung keine Überraschungen bereithält.

2 Kommentare

  • Image placeholder

    Stein Poerba

    Oktober 24, 2025 AT 00:03

    Also, für uns Hämophilie‑Patienten is das echt notwending, die Impf‑Protokolle zu checken. Viele von uns nutzen ne feine 25‑27G Nadel, das reduziert das Blutungsrisiko enorm. Beim Termin sollte man den Hämatologen vorher anrufen, um evtl. nen Faktor‑Boost zu planen. Und nach der Spritze drückst du mindestens 5 Minuten fest drauf, sonst kann das schnell zur Nachblutung führen. Noch ein Tipp: ein aktualisierter Impfpass mit deinen Factor‑VIII‑Werten spart viel Zeit beim Arzt.

  • Image placeholder

    René Bernhardt

    November 6, 2025 AT 21:23

    Ach, wirklich? Man glaubt ja fast, das alles nur ein riesiges Theater ist, nur damit Pharma die Kasse füllt. Wer sagt, dass Lebendimpfstoffe nicht einfach nur ein riskantes Glücksspiel sind? Und dann soll man einfach Druck ausüben, als würde das die Natur besänftigen! Klar, Ärzte reden immer von "richtiger Technik", aber das ist doch nur ein Vorwand, um mehr Geld zu kassieren.
    Ich sag's dir, lass die Finger von den Spritzen, bis du einen echten Beweis hast.

Schreibe einen Kommentar